Im Februar ist die Heilige Familie auf der Flucht
Zum Bedauern aller Krippenfreunde ist Weihnachten mit dem Lichtmessfest nun vorbei. Deshalb kehrt jetzt auch in der Münsterkrippe der Alltag ein. Für die Heilige Familie bedeutet das: Sie ist nun unterwegs auf der Flucht nach Ägypten. Dieses gefährliche Schicksal teilt sie auch 2022 wieder mit vielen tausend Flüchtenden, wenn auch der Corona-Virus in den letzten Jahren die Bilder der Kinder und ihrer Familien aus den Nachrichten verdrängt hat, die aus Asien oder Afrika fliehen. Seit 2016 sind viele tausend Eltern ebenfalls zum Teil mit kleinen Kindern unter Lebensgefahr nach Deutschland und auch nach Neumarkt gekommen.
Damals fanden viele in der Delphihalle neben der LGS Zuflucht. In der Krippe erinnert ein Wegeschild daran, dass neben der Entfernung nach Ägypten auch zur Delphihalle anzeigt. Die Heilige Familie wird dabei vom Engel begleitet. In der barocken Münsterkrippe tritt dieser Engel nicht mit Flügeln, sondern – wie im Barock üblich – als Herold in prunkvoller Kleidung auf. Er ist auch ohne Flügel an den roten Sandalen mit Gamaschen als Götterbote zu erkennen. Diese Szene ist nun bis Ende Februar im Münster zu sehen. Die Anfänge der Krippe reichen bis ins Jahr 1622 zurück, als Jesuiten von Amberg kommend in Neumarkt wirkten. Dazu gehörten von Anfang an auch solche Krippenfiguren im „Jesuitenmaß“, also etwa einen Meter groß.
Die Weisen folgen im Januar dem Stern zur Krippe..
Und die beiden Pagen breiten vor dem Christkind ihre Gaben aus. Das Gold ist nicht echt, aber der Weihrauch und die Myrrhe hätten auch am Hof der Königin von Saba reüssiert. Das Gold symbolisiert die Macht des neugeborenen Königs, der Weihrauch weist auf seine Göttlichkeit hin und die heilende Myrrhe stellt schon die Verbindung zu Golgotha her, wenn Jesus am Kreuz den mit Myrrhe gemischten Wein ablehnen wird. Diese Vorstellung ist der Höhepunkt einer jeden Jahreskrippe. In der Bibel steht ja nirgends, dass es Könige gewesen sind, und ihre Dreier-Zahl ist nicht gesicherter Fakt, sondern symbolisch zu sehen. Der junge Mohrenkönig Caspar, der greise Melchior und Balthasar symbolisieren die drei Lebensalter. Sie vertreten die drei damals bekannten Kontinente. Deshalb gibt es vereinzelt in der barocken Krippe einen vierten (Indianer-)König, denn mittlerweile ist ja Amerika längst entdeckt worden.